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Kann ich mich selbst lieben, wenn ich mir nicht zugestehe, mich selbst zu hassen?

Wir Menschen sind duale Wesen. Das heißt, es sind immer beide Seiten einer „Medaille“ gleichzeitig vorhanden. Also beispielsweise: Ohne Licht kein Schatten, ohne Liebe kein Hass, ohne Lebendigkeit keine Starrheit etc. 

 

Nur ist es uns über unseren begrenzten Verstand nicht möglich, beide Seiten gleichzeitig wahrzunehmen. Viele Menschen wissen dies zwar schon auf der Verstandesebene. Doch etwas zu wissen und es zugleich verinnerlicht und integriert zu haben, ist noch einmal eine ganz andere Sache. Ich verdeutliche meine Wahrnehmung darüber anhand des Beispiels „Selbstliebe versus Selbsthass“. 

 

Ist es Liebe?

 

Uns selbst zu lieben fällt uns vermeintlich leicht und ist für viele Menschen ein erstrebenswerter Zustand. Gerade wenn es in unserem Leben gut läuft,

  • wir unsere Ziele erreichen
  • größtenteils so leben können, wie wir dies wollen
  • finanziell abgesichert sind
  • ein Umfeld haben, welches uns stärkt
  • wir zufrieden sind mit unserem Leben
  • und dergleichen mehr...

ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass wir meinen, in der Selbstliebe zu sein. 

...oder Hass?

Doch wie sieht es aus, wenn sich unser Leben plötzlich verändert? 

  • Wenn uns ein schwerer Schicksalsschlag ereilt?
  • Wenn wir unseren Job verlieren?
  • Der Partner, ein Kind oder uns nahe Menschen sterben?
  • Wir in finanzielle Not geraten?
  • Wir von außen Sanktionen auferlegt bekommen, die uns nicht gefallen und gegen die wir im Widerstand sind?
  • Unser Umfeld sich verändert? 

 

Fällt es uns dann auch noch leicht, uns selbst zu lieben? In all den Ängsten, Nöten, Sorgen, Widerständen und dergleichen mehr, die solche oft ungewollten Veränderungen mit sich bringen können.

 

Oder auch:

  • Wenn andere Menschen (z.B. der Chef, Geschäftspartner, der oder die Partner:in, die Kinder etc.) etwas von uns wollen, was wir nicht wollen.
  • Wenn wir das Gefühl haben, dass andere Menschen sich uns gegenüber unfair verhalten.
  • Wir ständig etwas leisten sollen, was wir gar nicht mehr leisten können oder wollen.
  • Und dergleichen mehr.

Wie sehr lehnst Du dann das ab, was sich verändert hat in Deinem Leben? Willst Du beispielsweise Dein „altes Leben“ zurück. Projizierst Deine nicht erkannten und unterdrückten Gefühle auf andere Menschen oder auf Systeme (wie z.B. den Staat, die Regierung etc.)?

 

Das mag sich vielleicht eher noch wie Ablehnung von etwas „im Außen“ anfühlen. 

 

Doch alles, was wir „im Außen“ ablehnen, lehnen wir letztendlich in uns selbst ab. Wir projizieren dadurch in uns gebundene Gefühle auf andere Menschen, Tiere, Systeme etc., um den eigenen Schmerz nicht fühlen zu müssen. Oft über viele Jahrzehnte hinweg. Und je länger wir dies machen, desto „normaler“ wird es für uns und es fällt uns immer schwerer, uns selbst in allem zu erkennen und zu fühlen. 

 

Und von manchen Gefühlen/Emotionen spalten wir uns dann beispielsweise so stark ab, dass wir meinen, diese nicht zu sein bzw. diese nicht in uns zu tragen. Denn wer behauptet denn schon gerne von sich selbst beispielsweise „ich hasse mich“. 

 

Was dabei leider oft verkannt wird: Wir sind weder der Selbsthass. Aber eben auch nicht die Selbstliebe. Sondern wir sind, was wir im jeweiligen Augenblick sind und zugleich eben auch nicht, wenn wir aufhören, unsere Identität darüber zu beziehen. 

 

Und das ist eine Kunst, die uns ein Leben lang fordert:

Über uns selbst hinauszuwachsen und uns in unseren unendlich vielen Facetten zu erkennen und zu fühlen.

Denn nur, was wir in uns erkannt und gefühlt und dadurch integriert haben, verschafft uns innere Freiheit.

 

Denn: Der Mensch „muss“ werden wollen, wer er sein will. Doch um werden zu können, wer er werden will, darf er erst einmal erkennen, wo er sich aktuell innerlich befindet. Vergleichbar mit einem Navi: Ich muss den Startpunkt kennen, um den Weg zum Ziel zu erreichen.

 

 

Copyright by Tanja Gruber

 

 

www.tanjagruber.com

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Kommentare: 1
  • #1

    Domenica (Samstag, 12 November 2022 16:28)

    Ich trug meistens Selbsthass in mir nur selten konnte ich mich lieben.
    Jetzt habe ich mit der selbst Liebe begonnen meine ersten Schritte
    Ich liebe meine Augen
    Ich liebe meine Haare und
    Ich liebe meinen Humor.