Sie sind wahrscheinlich mit mir einig, dass es verschiedene Meinungen darüber gibt, ob derweilige Corona Schutzmassnahmen ideal sind oder ob man es anders hätte machen können. Dazu möchte ich mich auch nicht äussern, jedoch auf die Möglichkeit hinweisen, verschiedene Perspektiven einzunehmen. Eine davon ist wahrzunehmen, was diese Situation mit mir macht, wie ich mit ihr umgehe oder wie ich mit anderen Menschen dabei umgehe. Werde ich zum Täter, also übergriffig? Oder unterwürfig, gestresst? Nehme ich eine Opferhaltung oder schalte ich auf “Durchzug”?
Es betrifft alle
Diese Ausnahmesituation, so wie wir sie erleben triggert ausnahmslos jede Person. Das heisst, durch die Medien und im Kontakt mit anderen Menschen werden wir kontinuierlich auf emotionale Weise auf eine vermeintliche Gefahr aufmerksam gemacht. Anders gesagt: Wir wurden dazu aufgefordert unsere gewohnten Grundrechte aufzugeben und sollen uns einer Obrigkeit anvertrauen, die von einem Tag auf den anderen in unser Privatleben eingriff. Verstossen wir gegen diese neuen Regeln, dann werden wir bestraft.
Erinnert Sie diese Situation an Vergangenes? Jetzt können Sie wahrscheinlich nur antworten, wenn Ihnen dazu bewusst etwas einfällt.
Wie geht unser Unterbewusstsein vor, was macht unsere Psyche? Sie wird herausgefordert, in unserem Fundus nach Erfahrungen zu suchen, die uns bis jetzt geholfen haben, Extremsituationen zu meistern. Das kann bedeuten, dass die Psyche ganz tief in unserem System auf ähnliche Situationen rückkoppeln muss und uns zu Reaktionen veranlassen wird, die sie z.T. aus dem tiefsten, dunklen Keller holt. Unser sogenanntes Verhaltensmuster (oder Überlebensprogramm) muss dann aber keineswegs düster sein. Im Gegenteil, man kann sich dabei auch völlig cool (unberührt) fühlen oder sich auf einmal viel humorvoller als sonst geben - je nachdem wie Sie als Baby, Kind oder junger Erwachsener “gut über die Runden” gekommen sind.
Wir werden auf einmal anders für unsere Mitmenschen, vielleicht extremer und das kann bedeuten, dass wir alte Beziehungen neu erleben oder sie polarisieren nun neuerdings.
Was nützt Ihnen diese Erkenntnis? Wenn wir nun diese ausserordentliche Zeit nutzen, um bei uns selber etwas genauer hin zu gucken, dann können wir in dieser Phase sehr viel über uns selber lernen.
Placebo und Nocebo Effekte?
Dringlich wurde für mich die Corona Situation als, nach anfänglicher Coolness, mein Körper auf einmal mit Symptomen auf sich aufmerksam machte,die ich nicht ignorieren konnte.
Als Grenzschliessungen angekündigt wurden, hat meine Haut plötzlich mit heftigen Ausschlägen reagiert (ich hatte diese seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr). Den Schlüssel zu einer Linderung zu finden kann dann eine grosse Herausforderung bedeuten, wenn man sich nicht mit gängigen Arzneimittel vollstopfen möchte. Schon vor etwa 20 Jahren hatte ich unter diesen Ausschlägen gelitten und konnte dann mittels Stärkung meines Systems (Organe) die Situation recht gut meistern. Damit hatte ich zwar ein körperliches Verständnis zu der Reaktion der Haut gewonnen, die psychische Ursache blieb aber ungeklärt.
Ich habe mich darauf entschieden, mit Begleitung einer Berufskollegin und Freundin, mich meinen Hautausschlägen in einer Aufstellung zu stellen.
Während meiner eigenen Arbeit wurde mir klar vor Augen geführt, dass meine Ausschläge mit Schlägen zu tun hatten, die ich als Säugling von meinen Erziehungsinstanzen erlebte.
Was hat das nun mit Corona zu tun? Um Details zu umgehen, kann ich dazu sagen, dass ich als Baby (ich kann mich nicht mehr bewusst daran erinnern) Zwängen (sauber sein,still sein, nettes Baby sein, am besten gar nicht da sein etc. ) ausgeliefert war.
Wenn ich dem Zwang nicht folge leisten konnte, so gab es Schläge, resp. die Schläge kamen über mich (so wie es noch oft für andere Babys und Kinder an der Tagesordnung ist).
Später, als Jugendliche, zeigte ich sehr schnell Widerstands-Reaktionen, wenn ich Erwartungen ausgesetzt war. Später als Erwachsene reagierte mein Systems zusätzlich mittels einem Hautausschlag, dies als Folge einer Situation die mich in Unruhe, Stress oder Panik versetzte.
Mit diesem “in Verbindung gehen mit meiner Panik” in meiner Aufstellung, kam der Hautauschlag schliesslich zu einem Stopp, was mich selber vollkommen überraschte.
Die Situation zeigt auf, dass die Psyche sofort mit dem Körper interagiert Falls Sie versucht sind, diese Spontanheilung als Placeboeffekt zu verurteilen, möchte ich Sie auf dessen ernstzunehmende Kraft oder Wirksamkeit hinweisen. Schliesslich arbeiten auch unsere Ärzte und die Forschung mit dieser Erkenntnis und im umgekehrten Falle, also beim Nocebo-Effekt, stelle ich hiermit in Frage, wie viele Menschen während der Corona Zeit erst recht durch Panik und Angst Krank werden.
Die staatlichen Verordnungen (in meiner Sprache: “zu meinem vermeintlichen Schutz verordnete Übergriffe”) haben mich unterbewusst an meine schmerzliche Zeit der Zwänge und des ausgeliefert Fühlens erinnert. Mein Körper hat mit einem Überforderungs-Signal geantwortet obwohl die Grenzschliessung und Ausgangssperre (in Frankreich) eigentlich rein oberflächlich gesehen, gar nichts mit der Vergangenheit zu tun hat.
Zeit sich mit Heilung auseinander zu setzen?
Aus diesem Blickpunkt möchte ich Sie gerne motivieren, andere Leute und vor allem sich selber nicht, zu schnell zu verurteilen. Aus meiner Erfahrung mit der Trauma-Arbeit, erlebe ich immer wieder, dass es für die betroffene Person so etwas wie einen spürbar-logischen Ursprung für eine Verhaltensweise oder Symptom gibt (daraus kann dann eine Heilung oder Veränderung der Situation resultieren).
Ich hab Ihnen eine Gegenüberstellung aufgeführt, wie man die Corona Situation auch noch dechiffrieren könnte:
Jetzt: Früher:
Staat/Regierung Erziehungsinstanz oder Eltern
Social Distancing Regulation des Bindungs- und Kontakt Bedürfnisses
Ausgangssperre Strafmassnahmen - im Kinderzimmer bleiben
Denunziation Geschwister Verhältnisse und verpetzen
Klopapier-Hamsterer Priorität auf Ausscheidungshygiene
Pasta/Nahrungsmittel-Hamsterer Mangelnde Nahrungsversorgung (evtl. auch als Strafe)
Dies sind nur einige wenige Stichworte, die Ihnen evtl. Inspiration geben, über die sprichwörtliche Kriegserklärung an den Virus nachzudenken.
Es passiert dabei mit uns weit mehr, als nur die Kurve flach zu halten!
Ja - was passiert eigentlich mit uns?
Wir können jetzt die verbleibende Zeit nutzen, um unsere eigenen unverarbeiteten inneren Kriegen aufzuarbeiten, anstatt auf das Corona Virus oder unsere Nachbarn zu schiessen.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie nachfolgend selber über eigene Erfahrungen/Symptome berichten würden.
Liebe Grüsse
Margrit
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Marc (Donnerstag, 16 April 2020 18:35)
Die Frage mit den Symptomen finde ich sehr passend. Ich hatte bis vor ein paar Tagen leichte aber lästige Covid-19-Symptome. Ich vermute Nocebo-Effekt. Ich bin ganz einfach gestrickt... Allerdings hatte meine Partnerin das auch. Habe sie bisher für wenig anfällig für Nocebo eingeschätzt. Neues «Symptom», das ich in meinem Leben noch nie so erlebt habe, seit Beginn der Krise in Italien und im Tessin: ich habe eine sehr hohe Zustimmung über die Art und Weise, wie die Schweizer Behörden es angehen. Kam bei mir eigentlich noch nie vor, so eine grosse Zustimmung. Bin jeistens in der linksliberalen grünliberalen Opposition. In Frankreich hätte ich wegen der viel strikteren Ausgangssperre möglicherweise auch weitere körperliche Symptome entwickelt. Ich beschäftige mich auch stark mit dem Gedanken, ob es als ein Symptom betrachtet werden sollte, wenn man diesen März und April für sich persönlich als eine sehr schöne Zeit wahrnimmt. Die Spitäler in Bergamo und im Elsass und NYC etc. sind im Krieg. Auch in der Schweiz gilt der Ausnahmezustand. Ich nehme die zwei Monate bisher als ausgesprochen friedlich für mich seobst wahr. Zürich zu Beispiel ist so quasi autofrei, wie es jetzt ist, einfach wunder schön...